Krieg in Europa ist ein Szenario, das von Frankreich in Betracht gezogen wird
Französische Behörden arbeiten Pläne aus, um zivile Krankenhäuser auch für einen möglichen Krieg vorzubereiten und auszustatten.
Nicht nur in Deutschland bereiten sich die Regierung und Behörden auf einen Krieg mit Russland vor. Während in Deutschland offen von der „Ostflanke“ und „Ostfront“ die Rede ist, ist in Frankreich von „einen erheblichen Zustrom verwundeter Soldaten auf dem europäischen Kontinent“ die Rede, die die zivilen Krankenhäuser im Bedarfsfall aufnehmen müssen.
So steht es in einer Anweisung des französischen Gesundheitsministerium an die regionalen Gesundheitsämter (ARS), die Einrichtung sogenannter medizinischer Durchgangszentren (CMT) verlangt sich darauf vorzubereiten. Diese sollen als regionale Verteilerstellen für Patienten dienen, die von der Front zurückkehren. Aufgabe dieser Plattformen wird es sein, die Verwundeten bestmöglich in zivile Krankenhäuser zu überweisen – und auch, sie nach Abschluss der Behandlung in ihre Heimatnation zurückzuführen.
Auf nationaler Ebene bereitet sich der Staat in Abstimmung mit der NATO und der Europäischen Union auf ein Szenario vor, das die Versorgung von „100 Patienten pro Tag über einen Zeitraum von 60 aufeinanderfolgenden Tagen im ganzen Land“ vorsieht – mit möglichen Spitzen von bis zu „250 Patienten pro Tag an drei aufeinanderfolgenden Tagen“, wie das Dokument festhält.
„Das Szenario, auf das Frankreich seine Kapazitäten ausrichtet, ist nicht mehr die Operation in Afrika, sondern der Konflikt an der Grenze der Europäischen Union, mit Auswirkungen auf das nationale Territorium“, erläutert das Ministerium gegenüber AFP.
Die im Juli veröffentlichte Strategische Überprüfung hebt die Notwendigkeit hervor, angesichts der Bedrohungen „die gesamte Nation zu mobilisieren“. Es obliegt jedem Ministerium, in seinem Bereich „antizipatorische Arbeiten“ durchzuführen, wie z. B. den Schutz von Krankenhäusern vor Cyberangriffen.
Wasser-, Transport-, Energie- oder Gesundheitsinfrastrukturen: „Russland wird uns immer mehr angreifen (…) es ist eine Form der ständigen Alarmbereitschaft“, bemerkte der Armeeminister Sébastien Lecornu (von Macron am 10.9. zum neuen Premierminister ernannt, d. Red.) (am Donnerstag (28.8.) vor dem französischen Unternehmerverband Medef.
Gemäß der Anweisung des Gesundheitsministeriums müssen die regionalen Gesundheitsagenturen insbesondere die Orte planen, an denen die medizinischen Transitzentren untergebracht werden können, und eine „erste Dimensionierung der personellen und materiellen Mittel“ erstellen.
„Dabei wird ein Standort in der Nähe eines bestehenden Straßen-, Schienen-, Luft- oder Seewegs bevorzugt, der in der Lage ist, die entstehenden Ströme zu absorbieren“, heißt es dort.
Außerdem fordert das Dokument die Regionale Gesundheitsagentur (Agence régionale de santé/ARS) auf, „eine breite Sensibilisierung der Pflegekräfte für die Zwänge einer Kriegszeit vorzunehmen, die durch die Verknappung der Ressourcen, den Anstieg der Bedürfnisse und das Auftreten möglicher Rückwirkungen auf unser Territorium gekennzeichnet ist“.
„Die großen Spannungen, die durch diesen Zustrom von Patienten in einem verschlechterten Umfeld entstehen, werden eine massive Mobilisierung der Angehörigen der Gesundheitsberufe, einschließlich der Freiberufler, erfordern“, heißt es in dem Dokument, das von dem Generaldirektor für Gesundheit, Didier Lepelletier, unterzeichnet wurde.
Quelle: AFP, nach Luxemburger Wort 28.8.2025
Vorabdruck aus Soziale Politik & Demokratie Nr. 536
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